Making of Turmhaus Tirol

Magische Ausblicke

Im Zillertal in Tirol formieren sich die Alpenmassive zu einer besonders malerischen Landschaft. Es ist dieser Zauber aus guter Luft, unberührter Natur und herrlichem Panorama, der dieser Gegend innewohnt. Diesen Zauber fängt das Turmhaus Tirol auf einzigartige Weise ein – mit seinen magischen Ausblicken und dem Bezug zum Außen. Der Entwurf entstand in einer intensiven Zusammenarbeit von Holzrausch mit dem Münchener Architekturbüro Grünecker Reichelt. An einem steil abfallenden Hangstück auf 1.200 Metern Höhe am Gerlosberg hebt sich das Turmhaus über sechs Etagen empor – schon von weitem sichtbar als auffallende Landmarke inmitten der weiteren Nachbarbebauungen.

Der Grundriss von acht auf acht Metern ist den traditionellen Tiroler Hütten nachempfunden. Ein weiteres klassisches Merkmal ist die abgeflammte Holzfassade, ansonsten zeigt sich das Turmhaus aber vor allem im Raumprogramm und Innenausbau als avantgardistisch.

Vier Jahre hat der Bau des Turmhauses in Anspruch genommen – in Abstimmung mit den Architekten konnte Holzrausch so besonders viel Zeit ins Detail investieren. „Es war anspruchsvoll, das Projekt in dem steilen Gelände umzusetzen. Daher haben wir mit einem Baumeister vor Ort gearbeitet, der sich mit dem Aushub am Hang auskannte“, erläutert Tobias Petri. In der Konstruktion paart sich Beton mit Holzbauweise: Die drei unteren Geschosse, die in den Hang geschoben sind, bestehen aus Ortbeton, während die oberen Stockwerke aus vorfabrizierten Weißtannen-Brettstapel-Platten gefertigt wurden. Den tragenden Kern bildet ein über die gesamten sechs Geschosse geführter Schacht aus Beton, der nicht nur die Haustechnik und Versorgung aufnimmt, sondern auch einen Lastenaufzug für Gepäck und Material. Das Haus wird talwärts erschlossen; wer mit dem Auto kommt, gelangt von der Straße aus direkt in die Tiefgarage.

„Jede Etage bildet ein Refugium für sich. Von allen hat man gigantische Ausblicke durch die großformatigen Fenster auf die umliegende Berglandschaft“

Während sich in den unteren drei Ebenen Tiefgarage, Billardsalon samt Haustechnik und die Gästeeinheit befinden, geht es in den oberen drei Ebenen ums hauptsächliche Wohnen mit Küche, Gemeinschaftszone, Kinder- und Elternzimmer. „Jede Etage bildet ein Refugium für sich. Von allen hat man gigantische Ausblicke durch die großformatigen Fenster auf die umliegende Berglandschaft“, so Tobias Petri. Außerdem gelangt man von jeder Etage ins Freie – sei es unten auf eine Terrasse oder in den oberen Etagen auf windgeschützten Loggien, von denen jede sich in eine andere Himmelsrichtung öffnet. Im Vorfeld hatten sich Tobias Petri und Architekt Philipp Reichelt auch die Architektur der Umgebung angeschaut und Elemente davon für das Turmhaus adaptiert. „Wir haben uns etwa die Konstruktion der Loggien-Jalousien von den Hofscheunentoren abgeschaut“, erklärt Philipp Reichelt.

Im Erdgeschoss kommen alle zusammen: Hier kann man es sich vor dem Kamin gemütlich machen, der in den Betonkern integriert ist, und vom Essplatz aus den Blick durch das rahmenlos eingesetzte Fenster nach außen ins Tal schweifen lassen. Viel Leidenschaft hat Holzrausch in die Gestaltung der Küche investiert, die das Herzstück für das Miteinander im Turmhaus bildet. Handwerkliche Perfektion trifft hier auf ursprüngliche Materialität: bündige Gaskochfelder, eine massive Esse mit Schwarzstahl-Umhausung sowie die Arbeitsplatte und Spüle aus robusten Steinblöcken.

„Der Innenausbau von Holzrausch ist so detailliert, dass er fast Schiffsbaucharakter hat.“

Das Ober- und das Dachgeschoss sind der Familie vorbehalten. Für die Kinder stehen zwei große Zimmer und ein eigenes Bad zur Verfügung. Die Eltern können sich im Dachgeschoss zurückziehen, das durch seine offene Geräumigkeit und eine verspiegelte Raumbox Loftcharakter erhält. Die Box trennt dabei den Schlafbereich mit Homeoffice und Bibliothek vom Bad mit Dampfdusche. Atemberaubende Ausblicke durch bodentiefe Fenster auf das Tal und die umliegenden Berge, Wiesen und Wälder reichern die Großzügigkeit dieser Ebene an. „Der Entwurf entwickelte sich von innen nach außen und von außen nach innen“, erzählt Tobias Petri. Und Philipp Reichelt ergänzt: „Der Innenausbau von Holzrausch ist so detailliert, dass er fast Schiffsbaucharakter hat.“

Für das Turmhaus in Tirol wurden nur Materialien aus der Umgebung verwendet. Außen wie innen wurde viel Holz verbaut – das verbindet das Turmhaus mit den ortstypischen Häusern. Die Fassade besteht aus unterschiedlich breiten, gebürsteten und geflammten Lärchenholzbrettern. Dabei dient der geschossweise gestaffelte Überstand als konstruktiver Holzschutz, das Flämmen macht das Holz extrem robust gegen Wind, Regen sowie Schnee und ersetzt jegliche chemische Behandlung. „Vorbild dafür war ein Bienenturm auf der anderen Seite des Tales, der über eine sonnenverbrannte Holzoberfläche verfügt“, so Philipp Reichelt.

"...dabei erzählt der Quarzit, der für Innenausbau wie Küche und Bad sowie für den Bodenbelag eingesetzt wurde, eine besondere Geschichte: Tobias Petri hat ihn beim Aushub der Baugrube sichern und dann in Platten schneiden lassen. So wurde dem Stein am gleichen Ort, allerdings in veredelter Form ein neues Leben geschenkt."

Die feinen Architekturmöbel, die Holzrausch aus heimischer, unbehandelter Lärche gefertigt hat, bilden einen Kontrast zum rohen Ortbeton und den sägerauen Brettstapelwänden und -decken. Die wertige Materialität trifft auf moderne Haustechnik: eine Sole-Wärmepumpe heizt das Haus, die Elektrik basiert auf KNX-Technologie. Um das Turmhaus nur dezent zu beleuchten, hat Holzrausch mit den Designern von PSLab spezielle Designs entwickelt. Es sind vor allem diese Details, die das Turmhaus so besonders machen. Dabei erzählt der Quarzit, der für Innenausbau wie Küche und Bad sowie für den Bodenbelag eingesetzt wurde, eine besondere Geschichte: Tobias Petri hat ihn beim Aushub der Baugrube sichern und dann in Platten schneiden lassen. So wurde dem Stein am gleichen Ort, allerdings in veredelter Form ein neues Leben geschenkt.